Alexandra fühlt sich in drei Ländern zuhause, Schlewsig-Holsteinische Zeitung

FLENSBURG | Integration ist ein immer wiederkehrendes Thema - in der Gesellschaft, in den Medien. Finden ethnische Minderheiten, Familien anderer Nationalitäten überhaupt einen Zugang zu den beiden Volksgruppen im deutsch-dänischen Grenzland? Und: Wie gehen die hier beheimateten Südschleswiger bzw. Nordschleswiger damit um? Unter Nachbarn geht dieser Thematik auf dem Grund und hat zwei Familien im Grenzland besucht.

Zeit hat die 18 Jahre alte Alexandra Joana Alexandrova fast nie. Sie tanzt jeden Tag, singt oder spielt Theater. Und nebenbei: Büffeln für die Abi-Prüfungen. Sie fühlt sich hingezogen zur Musik, Kunst, zum Film und Theater, gibt sich weltoffen und wirkt sehr entschlossen. Alexandra stammt aus Bulgarien, kam als kleines Kind mit ihren Eltern nach Deutschland. Grund: Ihr Vater Alexander, selbst Tänzer, bekam ein Engagement am Schleswig-Holsteinischen Landestheater. Die Familie ließ sich in Flensburg nieder und orientierte sich an der dänischen Kultur. "Sie hat Ähnlichkeit mit unserer in Bulgarien", erzählt Alexander Alexandrov (51). Also besuchte Klein-Alexandra in Flensburg-Weiche den dänischen Kindergarten und gehörte fortan zur dänischen Minderheit, den Südschleswigern. Alexandra profitiert heute von der Entscheidung ihrer Eltern: "Ich fühle mich in Bulgarien, Deutschland und Dänemark zuhause, kann also mit Recht behaupten, international zu sein!" Alexandra spricht fließend Bulgarisch, Deutsch und Dänisch - mit ihren Eltern jedoch grundsätzlich in der Muttersprache Bulgarisch.

Zurück zu Alexandras aktuellem Terminkalender. Zurzeit ist sie mit den "lyspiger" (Licht-Lucia-Mädchen) unterwegs, mit denen sie in verschiedenen Orten in der Umgebung auftritt. "Dann probe ich noch für die Hauptrolle der Edith Piaf beim Lille Teater in Flensburg, gebe Ballett- und HipHop-Unterricht und trainiere selbst". Wooww! Die 18-Jährige ist eine Macherin und voll in der Spur. Als Hauptprofil am Gymnasium hat sie Musik und Kunst belegt und ihr Zukunftswunsch steht auch schon fest: "Ich werde mich an Theater und Filmschulen bewerben - ob nun in Kopenhagen, Wien, Berlin oder Hamburg steht noch nicht fest." Wenn sie das so sagt, blickt ihr Papa verzückt zu ihr rüber und nickt: "Wir unterstützen Alexandra, egal welchen Weg sie einschlägt!"

Er selbst bedauere es ein wenig, nie Dänisch gelernt zu haben: "Dazu fehlte mir die Zeit. So mussten bei Eltern-Gesprächen Alexandras Lehrer immer deutsch mit mir sprechen. Mittlerweile übersetzt Alexandra für mich." Alexander Alexandrov gibt heute u.a. beim dänischen Gymnastikverein DAN in Flensburg Ballettunterricht und fühlt sich, wie er sagt, trotz fehlender Sprachkenntnisse sowohl in der dänischen Minderheit als auch in Deutschland integriert. Schließlich hat er jahrelang Erfahrungen in Theater-Ensembles verschiedener Nationalitäten und Kulturen sammeln können.

Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm: Tochter Alexandra arbeitet wild entschlossen an ihrer Karriere. Dabei ist ihr der bedingungslose familiäre Rückhalt sicher. "Meine Eltern haben sich immer brennend dafür interessiert, welche Erfahrungen ich mache und sie mit mir geteilt. Bei Schulaufführungen waren sie meine größten Kritiker, obwohl sie die Sprache gar nicht verstanden haben!"

Vor zwei Jahren konnte Alexandra schon mal beweisen, was schauspielerisch in ihr steckt. Sie bekam die Hauptrolle der Schneekönigin (Snedronningen) in einem Musical, das zur Eröffnung des dänischen Gymnasiums "A. P. Møller Skolen" in Schleswig aufgeführt wurde. Und zwar vor den Augen der dänischen Königin Margrethe. "So darf es gerne weitergehen!", lacht das hübsche Mädchen mit den vielen Talenten und ... flitzt zum nächsten Termin.

 
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erstellt am 20.Dez.2010 | 07:13 Uhr